Demo für queere Sichtbarkeit im Greifswald

Am 12. Oktober 2020 um 13h45 fand die DEMO für QUEERE SICHTBARKEIT in Greifswald statt. Hier der Beitrag von QUEER!WIR HIER von Janine, der Bezug nimmt auf die diffamierenden Äußerungen von CDU-Politiker Sascha Ott, der sich in der Kreistagssitzung von Vorpommern-Greifswald am 2. März 2020 gegen die Hissung der Regenbogenfahne an Rathäusern zu queeren Gedenktagen aussprach und der Homosexuelle als „mikroskopische Randgruppe” bezeichnete.

“Ich bin Janine. Ich bin Stralsunderin, 28 Jahre alt, arbeite im Öffentlichen Dienst und bin cis lesbisch. Ich vertrete die Initiative QUEER! WIR HIER. aus Stralsund. Uns gibt es seit März 2019. Wir sind kein Verein. Wir sind eine Gruppe unterschiedlicher queerer Menschen. Wir sind lesbisch, schwul, bi, pan oder a_sexuell. Einige von uns sind non-binär, trans* oder inter*. Andere sind cis. Was uns eint, ist die gemeinsame Lebenserfahrung, zu einer Minderheit zu gehören, die – immer noch – für ihre Rechte und ihre Sichtbarkeit einstehen muss. Der gemeinsame Wunsch nach Austausch, Sichtbarkeit und Akzeptanz bringt uns zusammen.
Wir sind parteilich unabhängig und stellen uns klar gegen jede Art von Homo- und Trans*phobie, Sexismus, Rassismus und anderweitig ausgrenzendem Denken und Verhalten. Es versteht sich für uns von selbst, dass Personen mit rechtspopulistischen oder gar rechtsradikalen Ansichten in unserer Gruppe nicht erwünscht sind. 

Laut Statistik (Online Portal für Statistik) Stand 2019, identifizieren sich 7,4% aller Deutsche*n als LGBTI*, d.h. allein in meiner Stadt Stralsund leben danach 4.366 queere Menschen, das sind in Mecklenburg Vorpommern 119.140 und in der ganzen Bundesrepublik etwa 6.143.480 queere Menschen.
Ich behaupte, wir sind damit Teil der Mehrheitsgesellschaft und dankbar, hier unseren Teil dazu beizutragen, in diesem demokratischen Land zu leben, zu arbeiten und vom Grundgesetz geschützt zu sein.

Sie, Herr Dr. Ott, bringen mit ihren Aussagen diese Demokratie in Gefahr! Sie treten mein Verständnis von der Würde jedes einzelnen Menschen mit Füßen! – denn ich bin 100% Mensch, wie Sie auch. Als Staatsbeamter und CDU Politiker grenzen Sie mit ihren öffentlich geäußerten Ansichten Menschen aus. Mit ihrer ablehnenden Haltung zur Hissung der Regenbogenflagge diskriminieren sie!  Seien sie gerecht bei ihren Entscheidungen, denn Justiz und Politik sind für alle Menschen da!“

QUEER!WIR HIER. zeigt den Film „Uferfrauen- lesbisches L(i)eben in der DDR“

Wir zeigen den Film „Uferfrauen- lesbisches L(i)eben in der DDR“, 2019 von Barbara Wallbraun am 30.9.2020 um 19h in der Kreisvolkshochschule Stralsund.

Mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung MV wird der Film im Rahmen einer Filmtour durch Mecklenburg-Vorpommern in Stralsund in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Stralsund, die unserer Initiative QUEER!WIR HIER. einen Raum zur Ausstrahlung des Films zur Verfügung gestellt hat, gezeigt. Im Anschluss an den Film gibt es ein Gespräch mit der Regisseurin Barbara Wallbraun und zwei Protagonist*innen aus dem Film. Moderiert wird die Runde von Kay Wellner.

ZUM FILM:

Die DDR, ein Land das vor 30 Jahren verschwand. Ein Land, von dem man sagt, es wäre in seinen sozialen Strukturen und Frauenrechten weitaus fortschrittlicher gewesen als manch kapitalistisches Land. Ein Land, wo Frauen gleichberechtigt arbeiten und leben konnten, die Pille erlaubt war und der Paragraph § 175 erstmals 1969 verändert und 1989 ganz abgeschafft wurde. Doch wie lebten und erlebten die Homosexuellen der DDR die Liebe und das Leben unter der „Regenbogenfahne“? Wie sichtbar war deren homosexuelle Identität, Lebensweise und Geschlechtlichkeit wirklich?

„Uferfrauen rückt die Homosexualität unter Frauen in der DDR in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und lässt ein Stück unerzählter (ost)deutscher Geschichte lebendig werden.“ (www.uferfrauen.de)

Uferfrauen begleitet sechs Protagonist*innen, die in Groß- und Kleinstädten in Nord und Süd der ehemals sozialistischen Republik lebten. Die Frauen lassen das Publikum an ihrem damaligen Lebensalltag teilhaben, an ihrem Kampf um Selbstbestimmung, der ersten Liebe, unkonventioneller Familienplanung sowie Konflikten mit der SED und dem Gesetz. Wie wirkt das lesbische Sein unter den Bedingungen des sozialistischen Regimes und seiner Gesellschaft bis heute nach? Dieser Frage stellte sich die 1983 geborene Regisseurin Barbara Wallbraun. Sie porträtierte Frauen, die sich selbst treu blieben, die sich damit jedoch gegen die staatlichen Dogmen richteten und deshalb Repressionen ausgesetzt waren. Uferfrauen vermittelt das omnipräsente Gefühl von der Einsamkeit als Außenseiterin, der gesellschaftlichen Tabuisierung von Homosexualität, dem Zwang nach Konformität und der Anpassung in einem repressiven Staat – ein Leben am (privaten) Rand der Gesellschaft, immer im persönlichen Zwiespalt, ins kalte Wasser zu springen oder am sicheren Ufer zu bleiben.

UFERFRAUEN – ein Dokumentarfilm über lesbisches L(i)eben in der DDR
Ein empfehlenswerter Film, der aufwühlt, unter die Haut geht, der Schicksale aufzeigt, die Betrachter*in mitnimmt, der anklagt ohne zu verurteilen.
Eine sehr gut recherchierte Arbeit.
Danke – für das Bewahren Eurer Geschichten
Danke – für die Liebe
Danke – für Euer Engagement gegen das Vergessen
Danke – für die Sichtbarkeit
Danke – für Euren Mut „
 / Kommentar einer Zuschauer*in




Grundgesetz für alle

https://campaigns.allout.org/de/grundgesetz-fuer-alle

Worum geht es ? 

Aktuell verhandeln Bundesregierung und Bundestag über die Streichung des „Rasse“-Begriffs im Artikel 3 des Grundgesetzes (GG). Diese einmalige Gelegenheit darf nicht ungenutzt bleiben, um auch Menschen aufgrund der sexuellen und geschlechtlichen Identität zu schützen. Sie sind die einzige Opfergruppe der Nationalsozialisten, die bisher nicht durch den Artikel 3 im GG geschützt sind. Bis zur nächsten Gelegenheit könnte es Jahrzehnte dauern.

Auch nach dem Ende des Nationalsozialismus wurden noch ca. 50.000 Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität angeklagt und damit Karrieren, Familien und Biografien zerstört. Das darf nie wieder passieren. Trotz der Ehe für Alle erleben sehr viele Menschen der queeren Community bis heute Diskriminierung, Ausgrenzung, Hassgewalt. Ein Schutz durch das GG sichert die Menschenrechte von Menschen der queeren Community für die Zukunft ab.

Wer steht hinter der Aktion? 

Seit Februar 2020 arbeiten die wichtigsten queeren Menschenrechtsorganisationen Deutschlands (Auflistung aller NGOs am Schluss des Appells) an einer gemeinsamen Kampagne zur Ergänzung des GG. Die Kampagne ist überparteilich und wird durch viele rein ehrenamtlich Engagierte getragen.

Was sind die nächsten Schritte? 

Der Appell ist das Fundament der Kampagne und wird als wichtiger Impuls in die Verhandlungen im Bundestag eingebracht. Darin wird die Bundespolitik aufgefordert sich eine konkrete Formulierung zur Ergänzung des Artikel 3 GG zu überlegen, die die queere Community in ihrer ganzen Vielfalt effektiv schützt. Zeitgleich sollen möglichst viele Unterschriften in der Bevölkerung gesammelt werden, die die Forderungen unterstützen. Die Ansprache über Prominente aus allen gesellschaftlichen Bereichen soll helfen möglichst viele Unterschriften zu sammeln und Eindruck auf die Politik zu machen. In den folgenden Wochen soll über verschiedene weitere Kampagnenbausteine noch größere Sichtbarkeit geschaffen werden.

Die Ehe für alle…

Im Jahr 1989 wurde der erste Grundstein mit der Einführung der Eingetragenen Lebenspartnerschaft in Dänemark gelegt.

Axel Lundahl-Madsen und Eigil Eskildsen gelten im skandinavischen Raum als die Väter der Homo-Ehe. Über vierzig Jahre kämpften sie für die Gleichstellung schwuler und lesbischer Paare in ihrem Land. Im Jahr 1989 waren sie weltweit das erste Homo-Paar, das die Ehe einging. Zehn Jahre später, am 6. Mai 1999, wurde die sogenannte „Hamburger Ehe“ eingeführt. Sieben Paare, drei lesbische und vier schwule, wurden vom Leiter des Standesamtes in Hamburg sowie der Gleichstellungssenatorin Krista Sager empfangen. Damals war das Modell noch höchstumstritten und hatte zunächst lediglich symbolischen Charakter. Jedoch wurde ein neuer Weg eingeschlagen, sodass Hamburg in einem gemeinsamen Entschließungsantrag der Nordländer mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen den Antrag für die Öffnung der Ehe durch den Bundesrat gebracht hat.

Ab dem 1. August 2001 bis einschließlich September 2017 ermöglichte das Gesetz über die Eingetragene Lebenspartnerschaft- kurz Lebenspartnerschaftsgesetz- den Homosexuellen in Deutschland die Begründung einer Lebenspartnerschaft. Aus Symbolcharakter wurde endlich Sicherheit in Steuer- und Erbschaftsfragen sowie der Mitversicherung bei Krankenkassen wie auch beim Auskunftsrecht im Krankheitsfall.

Seit dem 1. Oktober 2017 ist die eingetragene Lebenspartnerschaft passé und die Ehe für alle da. Deutschland ist das 24. Land auf der Welt, das die gleichgeschlechtliche Ehe zulässt. Sie ist vor allem in Europa, aber auch in Nord- und Südamerika verbreitet.

Jahrzehnte haben Schwule und Lesben gekämpft- allen Widerständen und Schikanen getrotzt und einen weiteren Schritt zur Gleichberechtigung erreicht. Der Paragraph 1353 im Bürgerlichen Gesetzbuch wurde am 1. Oktober 2017 wie folgt geändert: „ Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen“.

Auch in Stralsund haben sich noch im Jahr 2017 fünf gleichgeschlechtliche Paare das Ja-Wort. Im darauffolgenden Jahr waren es insgesamt 28 Homosexuelle, die sich dazu entschieden, den rechtlichen Stand der Ehe einzunehmen.

Mit der Ehe für alle hat sich die Möglichkeit eröffnet, ein Kind zu adoptieren, ohne zunächst große Hürden überwinden zu müssen. Ein Wehmutstropfen aber bleibt es dennoch. Denn zwei verheiratete Frauen bekommen nicht automatisch beide das Sorgerecht für ein Kind, sondern nur die Frau, die das Kind austrägt. Die andere hat keine Rechte am eigenen Wunschkind. Sie kann ihr Kind lediglich als Stiefkind adoptieren. Ein schwules Ehepaar hat die Möglichkeit ein Kind zu adoptieren bzw. ein Pflegekind aufzunehmen.

Im Bundesjustizministerium wird über eine Modernisierung des Familienrechts nachgedacht. Auf die Umsetzungsmaßnahmen sind wir gespannt und werden natürlich berichten.

Sarah Cornils, Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Stralsund

Eine gelungene erste Veranstaltung von QUEER! WIR HIER.

14.06.2019 gegen 18:30 Uhr in der Theater Kantine der Hansestadt Stralsund: Die Regenbogenfähnchen sind auf allen Tischen der Theater Kantine in Stralsund platziert. Die gerade frisch ins Leben gerufene Initiative QUEER!WIR HIER“ (Stralsund, 18.03.2019) lädt zum ersten Kulturabend ein. Das Team ist gespannt, wer der Einladung folgen wird. 

Stralsund hat aktuell 59.610 Einwohner*innen (Quelle: Einwohnermelderegister der Hansestadt Stralsund, Stand 31.12.2017). Wenn man davon ausgeht, dass davon 7,4 % (Quelle: https://www.jetzt.de/lgbt/dalia-studie-zu-lgbt-anteil-in-der-bevoelkerung) der LSBTI Community zuzuordnen sind, erreichen wir eine stattliche Zahl von 4411 Menschen mit LSBTI Zugehörigkeit in der Stadt Stralsund. 

Das Team möchte mehr Sichtbarkeit von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*gender und Intersexuellen -kurz LSBTI- Menschen in Stralsund erreichen, möchte aufmerksam machen auf die Belange dieser Menschen, will aufräumen mit Klischees und Vorurteilen und deutlich machen, dass Homosexualität keine Krankheit ist, sondern eine individuelle Lebensweise, die geschützt, geachtet und unterstützt werden muss. 

Unsere Kulturabende sollen dabei helfen, Brücken zu bauen und Befangenheiten gegenüber Homosexuellen abzubauen. Denn wir LSBTI sind nicht ANDERS, sondern Teil der Gesellschaft. Vielleicht sind wir eure Mutter oder euer Vater, eure Tochter oder euer Enkelkind, eure Tante oder euer Opa, eure Lehrerin oder euer Ausbilder, eure Freundin oder euer Kumpel. Wir leben mit und mitten unter Euch und tragen zur Vielfältigkeit des Lebens bei. 

Hoch erfreut konnten wir Zuhörer*innen aus Stralsund, Greifswald, Schwerin, aus dem Umland und Berlin begrüßen. Manche sind deutlich der LSBTI Community zuzuordnen, andere folgten dem Aufruf sich offen, nicht homophob, interessiert und tolerant mit der Thematik zu beschäftigen. 

Zusammen erlebten alle einen kurzweiligen Abend mit zwei Autor*innen des Autor*innenteams des Buches „Heteros fragen, Homos antworten“. Dr. Anja Kühne und Tilmann Warnecke lasen Kolumnen aus ihrem Buch und luden das Publikum ein, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und zu diskutieren. Das machten die beiden Autor*innen so charmant, dass Annährung und Austausch sofort stattfanden. Und so wurde deutlich über mangelnde Sichtbarkeit in Mecklenburg-Vorpommern, über zu wenig ‚LSBTI‘ Angebote, über Transfeindlichkeit und dem unzureichenden Transsexuellen Gesetz, über verstörende Aufklärung in Kitas und Schulen, dem hoffentlich baldigen Verbot von Konversionstherapien und der aktuellen politischen Auffassung einiger Parteien gesprochen.

Nach Ende der Lesung gab es erste Vernetzungen unter den Anwesenden. Träger, Vereine, Gruppen schmiedeten erste Pläne für gemeinsame Aktionen. Jedes Regenbogenfähnchen fand ein neues Zuhause. Ach ja, wie leicht kann Akzeptanz, Toleranz und Nächstenliebe sein.

Das Team von QUEER!WIR HIER. aus Stralsund dankt allen Anwesenden, dem Theater Vorpommern in Stralsund für die Gastfreundschaft und Bewirtung, den Autor*innen Dr. Anja Kühne und Tilmann Warnecke für die Lesung, der Stadt Stralsund für die öffentliche Transparenz, und Allen die für diesen tollen Abend gesorgt und an ihm mitgewirkt haben.

Die Initiative lädt wieder ein: an jedem dritten Montag eines Monats jeweils von 17:00 – 19:00 Uhr in die Mönchstr. 17 in Stralsund. Wir freuen uns auf Euch.

Sylke Engelhardt für QUEER! WIR HIER.

Heteros fragen, Homos antworten

14.06.2019 von 19:00 bis 21:00 Uhr Lesung & Gespräch

Eine Lesung mit den Autor*innen Dr. Anja Kühne, Verantwortliche Redakteurin für Bildungspolitik und Wissen im Verlag „Der Tagesspiegel“ und Tillmann Warnecke, Redakteur für das Ressort Wissen im „Verlag der Tagesspiegel“.

Am 04.März 2017, erschien im Tagesspiegel-Wochenendmagazin „Mehr Berlin“ die fünfzigste und letzte Folge der Kolumne „Queer weiß das“, in der vier Autor*innen ein Jahr lang Fragen zu ihrem queeren Leben beantwortet hatten. Kurz darauf erschien die Zusammenfassung dieser Artikel in dem Buch namens „Heteros fragen, Homos antworten“.  Anspruch des Kolumnen-Buch war es, aufzuräumen mit Vorurteilen und eventuellen Homo-Märchen, wie z.B. Homos wünschen sich Heteros zu sein, Homo-Paare wollen Hetero-Rollen übernehmen, dass Schwule Frauen verachten, dass Lesben im Bett Männer vermissen oder dass alle Homos auf Fetische stehen.

An diesem Abend werden die Autor*innen Kolumnen aus dem Buch lesen und Fragen nachgehen, inwiefern das Thema „Homosexualität“ oder neuer gesagt LSBTI (lesbisch, schwul, bisexuell, trans*gender, intersexuell), noch ein Tabuthema darstellt. Was in den queeren Städten wie Berlin, Hamburg, Köln und co. als normal und vielfältig gilt, scheint in manchen Orten Deutschlands noch für Verunsicherung zu sorgen und gar eine homophobe Haltung zu schüren.

Seid herzlich dazu eingeladen, uns Queeren zuzuhören, etwas über LSBTI zu erfahren und mit uns ins Gespräch zu kommen.

Organisiert und veranstaltet wird der Abend durch die Stralsunder Initiative „QUEER!WIR HIER.“ in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragen der Hansestadt Stralsund und der Kontakt- und Informationsstelle Stralsund (KISS).

17. Mai als Internationaler Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie

Am 17. Mai 1990 beschloss die Generalversammlung der Weltgesundheitsorganisation, Homosexualität von der Liste psychischer Erkrankungen zu streichen. Seit 2004 wird der Internationale Tag gegen Homophobie (IDAHO- „International Day Against Homophobia“) und seit 2009 ergänzt um den Begriff Transphobie  („International Day Against Homophobia and Transphobia“) bunt gestaltet und gefeiert.

Im April 2007 wurde dieser Gedenktag vom Europäischen Parlament offiziell als Aktionstag anerkannt. Aus Sicht des Europarats zählen Hassverbrechen und Gewalt in Europa immer noch zu den hartnäckigsten Verstößen gegen Menschenrechte.

Was aber bedeutet nun Homophobie? – es heißt, dass Homosexualität abgewertet oder auch als Krankheit, Sünde, Ekel, falsch oder widernatürlich bezeichnet wird. In jedem Fall wird es als defizitär und nicht gewollt angesehen.

Trotz Streichung des § 175 Strafgesetzbuch im Jahr 1994 -welcher sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe stellte- und der Einführung der „Homo-„ Ehe sowie des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetztes kann von keiner breiten gesellschaftlichen Akzeptanz in der Gesellschaft ausgegangen werden.  Diskriminierung und Anfeindungen gehören nach wie vor zur Erfahrung vieler queerer Menschen. Die Zahl der Überfälle an LSBTI Menschen im Jahre 2018 lag bei 313 Fällen. Der LSVD (Lesben und Schwulenverband Deutschland) hingegen spricht von einer Dunkelziffer, die bei 80-90 Prozent liegt. Noch immer trauen sich Lesben, Schwule, Trans*gender nicht Gewaltvorgänge anzuzeigen, aus Angst vor Diskriminierung, Repressionen und Nichtachtung. Danach sprechen wir von 801 Fällen im Jahr 2018 bundesweit.

Am 17. Mai jeden Jahres setzen Lesben, Schwule, Trans-, Inter- und Bisexuelle mit Demos in Regenbogenfarben, Diskussionen, Konzerten und Aktionen ein Zeichen für Toleranz. Denn noch immer steht Homosexualität in mehr als 70 Ländern der Welt unter Strafe. Den Homosexuellen und Trans*gender drohen teilweise sogar die Todesstrafe.

Auch heute noch spielen gewisse Rahmenbedingungen für Outings eine Rolle: Lebe ich auf dem Land oder in einer großen Stadt? Arbeite ich in geschlechtsspezifischen Berufsgruppen, wie z.B. der Bundeswehr oder Polizei? Bin ich jung oder alt? Bin ich Mitglied einer bestimmten Sportmannschaft? Gehöre ich einer kirchlichen Institution an?  Und das im 21. Jahrhundert.

Gleichstellung bzw. Chancengleichheit sieht anders aus. Deshalb werden verschiedene Aktionen am 17. Mai geplant, um dafür zu kämpfen, als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft wahrgenommen, geachtet und anerkannt  zu werden.

Sichtbarkeit und Akzeptanz sind zwei wesentliche Begriffe für den Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie.

So lange queere Menschen nicht in allen Lebenslagen gleichgestellt sind, und Tendenzen zur Rückläufigkeit von Akzeptanz und Toleranz an LSBTI Menschen wieder aufkeimen, wird der 17. Mai ein mit Kampfgeist erfüllter Aktionstag bleiben. Der Weg ist noch lang.

Weitere Aktionstage für LSBTI

05.05. Internationaler Regenbogenfamilientag

17.05. Tag gegen Homophobie

28.06. Aufstand Stone Wall/ 2019 50 Jahre Stone Wall

01.12. WeltAIDStag

Sylke Engelhardt für QUEER! WIR HIER.

Giffey startet Regenbogenportal

Bundesfamilienministerium stellt Wissensnetz zu gleichgeschlechtlichen Lebensweisen und geschlechtlicher Vielfalt online

In Deutschland leben schätzungsweise 6,5 Millionen lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche (LSBTI*) Menschen. Das Bundesfamilienministerium hat das Ziel, Unwissen, Vorbehalte und Diskriminierung abzubauen, Akzeptanz, Gleichstellung und ein respektvolles Miteinander zu fördern. Das neue Regenbogenportal ist hierfür ein wichtiger Schritt. Es ist Informationsquelle, Datenbank und Wissensnetzwerk in einem. Das Regenbogenportal liefert Aufklärung und passende Beratung und erleichtert interessierten Nutzer*innen den Zugang zu fachlich fundierten Informationen. Denn nur mit Wissen können Vorurteile abgebaut und der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden.

Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey: „Noch nie gab es in Deutschland so viele Informationen zu LSBTI-Themen auf einen Blick. Das Regenbogenportal ist damit ein echter Fortschritt. Jeder Mensch ist einzigartig – und dennoch gehören Vorbehalte und Diskriminierung für viele lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen immer noch zum Alltag. Nach wie vor gibt es Wissenslücken über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt – und die wollen wir schließen. Das Regenbogenportal klärt auf, baut Vorurteile ab und kann dazu beitragen, Diskriminierungen aufgrund sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität entgegenzutreten.“

Aufklärung, Information und Vernetzung

Was bedeutet non-binary? Welche Vorschriften gelten beim Ändern des Namens bei der Geschlechtsanpassung? Wer hilft mir bei homophober Gewalt? Und wo bekommen Eltern Rat, deren Kind intergeschlechtlich geboren wurde?In einfachen Texten und fundierten Hintergrundartikeln liefert das Portal Antworten auf Fragen wie diese. Es informiert zu Themen wie Gesundheit, Familie und Recht, greift aktuelle, gesellschaftspolitische Debatten auf und ist mit seiner Übersicht zu bundesweit knapp 300 Anlaufstellen eine praktische Orientierungshilfe. Das Regenbogenportal bietet ein umfassendes Wissensnetz für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtlich, queere Menschen und deren Familien und Angehörige, aber auch für Lehrer*innen und Fachkräfte unterschiedlicher Bereiche. Hier finden alle, die sich privat oder beruflich mit LSBTI* beschäftigen, kompakt aufbereitetes Wissen. Das Angebot ist leicht zugänglich und kann auch auf Smartphones und Tablets genutzt werden. Um einen möglichst großen Kreis von Menschen zu erreichen, sind die wesentlichen Inhalte der Seite in Englisch, Französisch, Spanisch, Türkisch und Arabisch sowie in leichter Sprache verfügbar. Nutzer*innen können die Inhalte ihren Interessen entsprechend nach den Kriterien sexuelle bzw. geschlechtliche Identität, Lebensbereich oder nach Materialtyp (z.B. Leitfäden, Sachinformationen oder Unterhaltungsmedien) filtern oder gezielt nach Schlagworten suchen.

Das Bundesfamilienministerium finanziert das Regenbogenportal zunächst bis Ende 2020 mit knapp 1 Million Euro. Das Wissensnetzwerk wird laufend mit neuen Informationen, Beratungsangeboten und Nachrichten ergänzt und informiert aktuell über gesetzliche und gesellschaftliche Veränderungen.

Hier gehts zum Regenbogenportal:

www.regenbogenportal.de

LSBTI*-Gleichstellungsarbeit des Bundesfamilienministeriums

Zum Abbau von Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität und zur Förderung der Gleichstellung von LSBTI*-Menschen sowie zur Unterstützung ihrer Familien wurde 2014 das Referat „Gleichgeschlechtliche Lebensweisen, Geschlechtliche Vielfalt“ im BMFSFJ eingerichtet. Wichtige Maßnahmen der vergangenen Jahre waren die Stärkung kompetenter Unterstützung von Regenbogenfamilien und LSBTI*-Projekten für Lesben und Schwule im Alter. Mit dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ setzt sich das Ministerium auch gegen Trans- und Homofeindlichkeit und für den Aufbau des Bundesverbandes Trans* ein.

Weitere Informationen zu den Aktivitäten des Bundesfamilienministeriums im Bereich sexuelle und geschlechtliche Vielfalt finden Sie hier:

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/gleichgeschlechtliche-lebensweisen-geschlechtsidentitaet