Am 17. Mai 1990 beschloss die Generalversammlung der Weltgesundheitsorganisation, Homosexualität von der Liste psychischer Erkrankungen zu streichen. Seit 2004 wird der Internationale Tag gegen Homophobie (IDAHO- „International Day Against Homophobia“) und seit 2009 ergänzt um den Begriff Transphobie („International Day Against Homophobia and Transphobia“) bunt gestaltet und gefeiert.
Im April 2007 wurde dieser Gedenktag vom Europäischen Parlament offiziell als Aktionstag anerkannt. Aus Sicht des Europarats zählen Hassverbrechen und Gewalt in Europa immer noch zu den hartnäckigsten Verstößen gegen Menschenrechte.
Was aber bedeutet nun Homophobie? – es heißt, dass Homosexualität abgewertet oder auch als Krankheit, Sünde, Ekel, falsch oder widernatürlich bezeichnet wird. In jedem Fall wird es als defizitär und nicht gewollt angesehen.
Trotz Streichung des § 175 Strafgesetzbuch im Jahr 1994 -welcher sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe stellte- und der Einführung der „Homo-„ Ehe sowie des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetztes kann von keiner breiten gesellschaftlichen Akzeptanz in der Gesellschaft ausgegangen werden. Diskriminierung und Anfeindungen gehören nach wie vor zur Erfahrung vieler queerer Menschen. Die Zahl der Überfälle an LSBTI Menschen im Jahre 2018 lag bei 313 Fällen. Der LSVD (Lesben und Schwulenverband Deutschland) hingegen spricht von einer Dunkelziffer, die bei 80-90 Prozent liegt. Noch immer trauen sich Lesben, Schwule, Trans*gender nicht Gewaltvorgänge anzuzeigen, aus Angst vor Diskriminierung, Repressionen und Nichtachtung. Danach sprechen wir von 801 Fällen im Jahr 2018 bundesweit.
Am 17. Mai jeden Jahres setzen Lesben, Schwule, Trans-, Inter- und Bisexuelle mit Demos in Regenbogenfarben, Diskussionen, Konzerten und Aktionen ein Zeichen für Toleranz. Denn noch immer steht Homosexualität in mehr als 70 Ländern der Welt unter Strafe. Den Homosexuellen und Trans*gender drohen teilweise sogar die Todesstrafe.
Auch heute noch spielen gewisse Rahmenbedingungen für Outings eine Rolle: Lebe ich auf dem Land oder in einer großen Stadt? Arbeite ich in geschlechtsspezifischen Berufsgruppen, wie z.B. der Bundeswehr oder Polizei? Bin ich jung oder alt? Bin ich Mitglied einer bestimmten Sportmannschaft? Gehöre ich einer kirchlichen Institution an? Und das im 21. Jahrhundert.
Gleichstellung bzw. Chancengleichheit sieht anders aus. Deshalb werden verschiedene Aktionen am 17. Mai geplant, um dafür zu kämpfen, als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft wahrgenommen, geachtet und anerkannt zu werden.
Sichtbarkeit und Akzeptanz sind zwei wesentliche Begriffe für den Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie.
So lange queere Menschen nicht in allen Lebenslagen gleichgestellt sind, und Tendenzen zur Rückläufigkeit von Akzeptanz und Toleranz an LSBTI Menschen wieder aufkeimen, wird der 17. Mai ein mit Kampfgeist erfüllter Aktionstag bleiben. Der Weg ist noch lang.
Weitere Aktionstage für LSBTI
05.05. Internationaler Regenbogenfamilientag
17.05. Tag gegen Homophobie
28.06. Aufstand Stone Wall/ 2019 50 Jahre Stone Wall
01.12. WeltAIDStag
Sylke Engelhardt für QUEER! WIR HIER.